Eröffnungsrede 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde,

 

ich darf Sie zu dieser Veranstaltung – zur Eröffnung unserer Skulpturenwiese ganz recht herzlich in Hausen begrüßen. Besonders begrüße ich Herrn Oberbürgermeister Engeser und Herr Ortsvorsteher Sauter.

Ich begrüße Herrn Borstorff, der uns eine Einführung in die Betrachtungsweise unserer Objekte geben wird und ich begrü.e natürlich ganz besonders herzlich die anwesenden Künstler:

– Jörg Bach
– Josef Bücheler
– Sandra Eades
– Angele M. Flaig
– Hans Michael Franke
– Armin Göringer
– Heiner Hepp
– Tobias Kammerer
– Reihard Klessinger
– Jürgen Knubben
– Wendelin Matt
– Marlies Obier
– Fritz Rapp
– Alf Setzer
– Reinhard Sigle

 

die diese Plastiken geschaffen und uns zur Verfügung gestellt haben.
Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank und unser alles Applaus.

Ich begrüße auch die Helfer, die tatkräftig zum Entstehen dieser Wiese und zur Gestaltung dieses Festes beitragen; unsere Big Band Ralf Trouillet und Fentasy, meine Mitsänger bei Via voce, die Vertreter der Presse und last but not least unsere Sponsoren.

 

Meine Damen und Herren,

 

neulich las ich Ansehen – Hinsehen – und Hineinsehen seien die drei Schritte, um sich einem bildenden Kunstwerk zu nähern. Es genügt also nicht ein flüchtiger Blick im Vorbeigehen, sondern es bedarf des Verweilens und der Möglichkeit des ruhigen Betrachtens. Was liegt also näher, als sich die Kunst vor die Haustüre zu holen, um sie immer wieder zu besehen, um sie von allen Seiten, zu verschiedenen Tageszeiten und damit in verschiedenem Licht zu sehen und sich so ihr, vielleicht auch innerlich, zu nähern.

Haben sie keine Angst, ich möchte mich hier nicht als hochtrabende Kunstsachverständige präsentieren.
Meine erste Intension war, mit dieser nicht bebaubaren Wiese die von Feld – und Radwegen umgeben ist, etwas sinnvolles anzufangen; 2 oder 3 Plastiken von hiesigen Künstlern aufzustellen und dem Teilort Hausen einen kleinen Kulturtupfer hinzuzufügen.


Der erste Schritt führte natürlich, wen wunderts, zu unserem ortsansässigen Künstler und Anreiner an diese Wiese, Josef Bücheler. Bei ihm viel diese Idee natürlich sofort auf fruchtbaren Boden und er knüpfte sehr schnell und erfolgreich die Kontakte mit vielen ihm verbundenen Künstlern.
Als von diesen Bereitschaft signalisiert wurde, war es Zeit, einen Vorstoß beim Ortschaftsrat zu unternehmen, denn schließlich handelt es sich hier um städtischen Grund und Boden.
In Günter Posselt fand ich schnell einen Verbündeten und bis heute tatkräftige Unterstützung.
Um es kurz zu machen, nach und nach wurden die Kreise immer größer und mit der Zunahme der Kreise nahm erfreulicherweise auch die Begeisterung zu. Die Stadtgärtnerei fügte sich notgedrungen den Pflanzenwünschen derer, die nun das Sagen über die Wiese übernommen hatten.
Die Anwohner von Brühl-Nord erklärten sich bereit, das Einweihungsfest mit auszurichten und nach und nach wurde eine Plastik nach der anderen aufgestellt.

Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, wo die ersten kleineren Ausgaben anstanden, denn nicht alles konnte bei den Sponsoren erbettelt werden. So wurde beschlossen, einen eingetragenen, gemeinnützigen Verein zu gründen.
Es gilt jetzt diesen Verein weiter mit Leben zu erfüllen und dafür darf ich bei ihnen ganz herzlich werben, uns durch ihre Mitgliedschaft zu unterstützen.
Ich darf sie auch zum Erwerb unseres Ausstellungskataloges, der wie ich finde, sehr gut gelungen ist, animieren.
Wir sind noch ein armer, kleiner Verein, der mit allem was da in den letzten Wochen entstanden ist, in Vorleistung gegangen ist.

Wir hoffen, daß sie das alles annehmen werden, daß sie Freude daran haben und nach dem Motto Ansehen – Hinsehen – Hineinsehen ein wenig mehr Zugang zu der, das gebe ich zu, nicht immer leicht zu verstehenden modernen Plastik, finden.

Mir, die ich sicherlich keine Expertin bin, geht es so, daß ich nach den letzeten Wochen die Skulpturen immer wieder neu erlebe, immer wieder in einem anderen Licht, immer wieder von einer anderen Seite und auch immer wieder in einer anderen persönlichen Stimmung sehe.

Bitte machen sie reichlich Gebrauch davon, mit den hier anwesenden Künstlern zu diskutieren. Bei dieser Gelegenheit auch noch einmal mein ganz besonderer Dank für die Bereitschaft, nicht nur Leihgaben aus ihrer Arbeit hier auszustellen, sondern auch hier anwesend zu sein und die Bereitschaft zu zeigen, mit uns darüber zu diskutieren.

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Meine Damen und Herren,

lassen sie uns doch einmal ganz ehrlich sein, wer von uns versteht was von der modernen Kunst, wer von uns versteht die moderne Kunst. Viele haben mit der einen oder anderen Arbeit sicherlich ihre Probleme.

Als wir neulich in der Rottweiler Ausstellung von Lüpperts waren, sagte unser 11-jähriger Sohn bei jedem zweiten Bild: „Das kann ich doch auch“.

Wir haben nun hier die phantastische Gelegenheit zu lernen, zu begreifen – auch dank der erklärenden Worte von Herrn Borstorff und den anwesenden Künstlern.

Natürlich können wir auf den ersten Blick mit einem Bild von Rembrand oder einem anderen alten Meister mehr anfangen, weil wir Personen und Dinge identifizieren können. Aber haben wir es damit wirklich verstanden?

Das spannende ist doch, daß sich in der Stadt und hier im Dorf, da gibt es keinen Unterschied, immer Stimmen regen, die etwas kritisch sehen, die sich provoziert fühlen.
Aber das ist es doch! Das ist doch der Sinn!
Künstler wollen auch immer provozieren un nicht eine heile Welt abmalen.

Lassen sie uns gemeinsam die Chance nutzen, lassen sie uns lernen zu sehen und lassen sie uns lernen zu verstehen.

Das ist wohl gemeint mit dem HINEINSEHEN, dann werden wir alle vielleicht ein bißchen klüger oder wenigstens ein bißchen toleranter und ich rufe sie auf, jeden von ihnen, fragen sie und hinterfragen sie.

Die Erfahrung der letzten Wochen hat gezeigt, daß schon immer mehr Spaziergänger und Radfahrer hier eine Runde drehen. Noch ist ja ringsum

etwas Wüste und die Wiese großteils ein erdiger Acker. Aber wenn die Bäume etwas größer werden und überall Gras wächst, dann haben wir hier ein neues kleines Zentrum, auf das wir stolz sein können.

Ein weiterer Schritt wird sein, die Schulen einzubinden, um bereits die Kinder an die Kunst heranzuführen. Ein Weg, den unser Josef Bücheler ja schon immer in der Maximilian-Kolbe-Schule gegangen ist.

Hiermit eröffne ich ich diesen Skulpturengarten und wünsche ihm, daß er von den Bürgern angenommen wird, daß sie sich ein wenig damit auseinandersetzen, ja vielleicht sogar sich in die eine oder andere Plastik richtig verlieben.

Ich wünsche ihnen allen einen schönen Tag, feiern sie mit uns, freuen sie sich mit uns. Sehen sie heute hin und – übermorgen vielleicht schon hinein.

Vielen Dank

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